Gran Canaria: Die Goldene Insel

Gelb ist eine der präsentesten Farben auf Gran Canaria. Seine Farbspur reicht aus den Tiefen der Erde bis empor in den Himmel.

Das Herz Gran Canarias ist golden. Im Zentrum der Insel, im Barranco de Ayagaures im Gemeindegebiet von San Bartolomé de Tirajana, verbergen sich Adern wunderbar goldgelben Gesteins. Es ist, als seien die Sonnenstrahlen zwischen den Bergen beheimatet und als würden sie mit der Farbe des Gesteins verschmelzen. Eigentlich ist der Fels vulkanischen Ursprungs, hat aber im Laufe der Zeit bei der Aushärtung diesen besonderen Farbton angenommen. Daher wurde er auch für die Verzierung der Fassade der Basilika von Teror verwendet, welche als emblematischstes Kirchengebäude auf Gran Canaria gilt.

Ayagaures Staudamm
Teror

Gelb ist als die symbolträchtigste Farbe in der Erde, im Meer und in der Luft allgegenwärtig auf der Insel. Lässt man seinen Blick von den Tiefen des Gesteins etwas nach oben schweifen, so trifft er auf einen ginsterähnlichen gelben Busch namens „Retama amarilla“. Diese endemische Pflanze hat sich bis in die oberen Höhenlagen der Insel ausgebreitet und leuchtet vor allem im Frühjahr aus zahlreichen Winkeln der Insel. Oftmals ist sie zwischen Pinienhainen anzutreffen, wo ihre dichten Büsche ganze Landstriche zieren und die Landschaft ganz ins Gelb ihres immensen Blütenmeeres eintauchen. 

Vulkankessel Caldera de los Marteles

Das Gelb birgt auf Gran Canaria auch einen eigenen Geschmack in sich: Die leuchtenden Ähren des Weizens und die Maiskolben, die auf den Feldern wachsen, wiegen sich in den Passatwinden und warten darauf, nach ihrer Ernte zu Gofio verarbeitet zu werden. Dieses goldgelbe geröstete Mais- und Getreidemehl ist wichtiger Bestandteil der kanarischen Insel-Gastronomie. Die Ureinwohner der Insel gewannen es aus Gerste, Weizen und dicken Bohnen. Nach der Entdeckung Amerikas erweiterte sich die Zutatenpalette für seine Herstellung durch die Einfuhr von Mais und Roggen aus der Neuen Welt. Gofio ist bis heute fester Bestandteil der einheimischen Küche und ist von den kanarischen Speisekarten in Form von „pella“, einer Art ungebackenen Gofiobrotes, oder einem „gofio escaldado“, einem Püree aus Gofio und Gemüse-, Fisch- oder Fleischsud, nicht wegzudenken.

Gofio
Gofiobrot

Vulkankessel Caldera de los Marteles

Obgleich ebenfalls in der Erde verankert, muss man den Blick etwas weiter heben, um die Fruchtstände der Bananenstauden zu erblicken. Auch wenn sie jetzt noch grün sind, so färben sich die Schalen dieses wichtigen Agrarschatzes Gran Canarias allmählich goldgelb. Der Anbau der kanarischen Banane begann im 19. Jahrhundert, als der damalige französische Naturforscher und Konsul von Teneriffa, Sabin Berthelot, die ersten Sorten einer Pflanze aus Kotschinchina im Südosten Asiens einführte. Diese fand hier eine neue und fruchtbare Heimat, deren Wachstumsbedingungen ihr auch weiterhin eine goldene Zukunft bescheren.

Gran Canaria Landschaft
Bananen

Auf Gran Canaria hat das Gelb außerdem einen besonderen Klang. Aus der Nähe dringt das Gezwitscher eines wilden Kanarienvogels mit goldgelb leuchtendem Gefieder an das Ohr des Wanderers. Das Vögelchen spreizt die Flügel und taucht in das Dickicht der Büsche und Bäume ein, an deren Äste sich die glitzernden Sonnenstrahlen brechen. Die Sonne ist die Königin der Gestirne, die mit ihrer Strahlkraft täglich aufs Neue die Insel beglückt. Hier oben, unter der ewig scheinenden Sonne endet die Geschichte, die unter der Erde im goldenen Herzen Gran Canarias begonnen hat.

Eine Familie genießt das Angeln im Sonnenuntergang