Wissenswertes vom Fuße des Roque Bentayga
Der emblematische Fels Roque Bentayga birgt Erzählungen und Mythen über Sternenzyklen, die Ureinwohner der Insel und die Automobilindustrie.
1. Der Sonnenstrahl des Bentayga: Irgendwo zwischen Gegenwart und Vergangenheit erhebt sich der Roque Bentayga 1404 Meter über dem Meeresspiegel. Dieser imposante Basaltfelsen ist immer noch Schauplatz von Phänomenen, die auf die Rituale der Ureinwohner zurückgehen. Zum Zeitpunkt jedes Äquinoktiums, d.h. zur Tag- und Nacht-Gleiche, also wenn beide Pole der Erde die gleiche Distanz zur Sonne aufweisen, fällt ein Sonnenstrahl direkt auf einen vor Jahrhunderten in den Fels eingravierten Kreis am Fuße des Bentayga. Das ist keine Zauberei, sondern stellt die astrologischen Kenntnisse der Ureinwohner der Insel unter Beweis.
2. Der Bentayga und die Orientierung in der Zeit: Fachleute weisen darauf hin, dass die Licht-Rituale für die Altkanarier eine entscheidende Rolle für ihre Orientierung an den Jahreszeiten spielten, da diese bei der Viehhaltung und dem Ackerbau sehr abhängig von den Witterungsverhältnissen ihres gewaltigen natürlichen Lebensraums waren. Dies erklärt auch die in einem bestimmten Areal am Fuße des Felsens eingehauenen Vertiefungen, auch Almogaren genannt, wo sich die Ureinwohner versammelten und zu Zeiten der Äquinoktien bei Licht- und Schattenspielen ihre Riten zum Sonnengruß zelebrierten.
3. Die höchstgelegenen Siedlungen: Im Schatten des Bentayga begann im 5. Jahrhundert eine bedeutende menschliche Siedlung zu wachsen, deren Spuren heute teilweise noch sichtbar sind: Mehr als hundert Höhlen und andere archäologische Artefakte dienten als Behausungen, Speicher und Gräber oder anderen Zwecken, die von den Archäologen noch erforscht werden. Der größte Teil dieser Siedlungsreste befindet sich am Südhang des Bentayga.
4. Die Höhlenkultur von Gran Canaria: Besonders bemerkenswert an dieser Höhlenkultur ist ihr Fortbestand über viele Jahrhunderte bis in die Gegenwart. Höhlen, die einst die Ureinwohner nutzten, dienen heute als Häuser, Getreidespeicher, Viehställe oder Weinkellereien, wo exquisite Weine aus den Trauben der Höhenlagen produziert werden. Beim Ausflug zum Bentayga und seiner Umgebung taucht der Besucher in eine andere Welt ein, mit einer Lebendigkeit, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verschmelzen.
5. Die Silhouette des Hirten: Die Silhouette des Roque Bentayga ist jedoch nicht die einzige, die in der Gegend um die Caldera von Tejeda zu sehen ist. Im Schein der ersten Sonnenstrahlen kann man manchmal die ersten Frühaufsteher erspähen: Hirten, die ihre Schafherde zum Weiden auf die Anhöhen treiben, denn die Routen der letzten Wanderschäfer Gran Canarias führen ganz in der Nähe des Bentayga vorbei.
6. Vom Kulturgut zum Weltkulturerbe: Das Gebiet um den Roque Bentayga steht unter Naturschutz und ist auch ethnographisch und archäologisch geschützt. Außerdem möchte die Inselregierung Gran Canarias die Gebiete Risco Caído und Espacios Sagrados de Montaña, in denen auch der Roque Bentayga liegt, von der Unesco zum Weltkulturerbe erklären lassen.
7. Die süße Seite des Bentayga: Die Seiten der verschiedenen Berghänge des Roque Bentayga und die angrenzenden Gipfel sind mit Mandelbäumen übersät. Zur Mandelblüte findet am Beginn jeden Jahres eines der spektakulärsten Naturschauspiele der Bergwelt Gran Canarias statt: Die weißen Blüten der Mandelbäume bieten einen berauschenden Anblick und ihr lieblich süßer Duft schwängert die Luft. Davon abgesehen, stellen die Mandeln die Hauptzutat der bekannten traditionellen Feingebäcke dar. Der Bentayga hat also auch geschmacklich etwas zu bieten, auf süße und traditionelle Art.
8. Ein Werk von Mensch und Natur. Die Landschaft des Bentayga gehört – neben den ebenfalls grankanarischen Enklaven von Acusa, Guayadeque und Barranco Hondo – zu den geschützten Kulturlandschaften Spaniens. Und darum sind sie auch in das Register der europäischen Kulturlandschaften aufgenommen worden. Kulturlandschaften entstehen aus dem Wechselspiel menschlicher und natürlicher Einflüsse in einem bestimmten Gebiet, sind erkennbar und interpretierbar und besitzen eine zeitliche sowie eine räumliche Dimension. Die Welterbekonvention der UNESCO definiert Kulturlandschaften als Kulturgüter, die „gemeinsame Werke von Mensch und Kultur“ sind.
9. Der Gigant aus dem Feuer: Der Roque Bentayga ist aus der Feuersbrunst entstanden. Die gewaltige Basaltsäule inmitten der Berglandschaft ist Zeugnis des Entstehungsprozesses Gran Canarias als Folge mehrerer Phasen von Vulkanausbrüchen.
10. Der Bentayga im Straßenverkehr: Dass Sie einen Bentayga auch auf der Straße antreffen können, ist kein Witz. Bentley, die traditionsreiche britische Automarke, hat eines ihrer Fahrzeugmodelle Bentayga getauft. So weit reicht also die Symbolkraft dieses kanarischen Wahrzeichens. Der legendäre Ruf des Bentayga ist bis heute nicht verstummt.