Lucha Canaria, der kanarische Ringkampf, ist ohne Zweifel die einheimische Sportart, die die meisten Anhänger besitzt. Schon in den ältesten Überlieferungen der Insel wird von dem autochthonen Kampfsport der Aborigines erzählt, der über die Jahrhunderte hinweg bis in heutige Tage praktiziert wird. Den Chroniken nach lösten die Ureinwohner des Archipels mit dem Ringkampf Konflikte oder Streitereien über den Grundbesitz.
Auch heute ist die jahrhundertealte Tradition noch sehr lebendig. Jede neue Generation folgt den gleichen, alten Regeln. Der Kampf, luchada, wird zwischen zwei Gegnern ausgetragen, die sich auf einem terrero gegenüberstehen: runde Felder im Sand, auf denen die Kämpfer sich gegenseitig mit Gerangel, Griffen und Tricks in einer Verbindung von Kraft und Geschicklichkeit zu Fall zu bringen versuchen. Sieger ist, wem es gelingt, einen Teil des gegnerischen Körpers mit dem Sand in Berührung zu bringen.
Obwohl Lucha Canaria ein Kampfsport ist, steht die Achtung des Gegenspielers an erster Stelle. Edelmut, Respekt für den Besiegten, Gemeinschaftsgeist und die Pflege der Formen sind die ungeschriebenen Regeln der Lucha Canaria. Jedes Mal, wenn ein Ringer in den Sand fällt, wird er beim Verlassen des Kampffeldes mit dem kameradschaftlichen Händedruck des Siegers verabschiedet.
Die Kämpfer besitzen im Allgemeinen einen kräftigen Körperbau, manche sind geradezu Schwergewichte. Doch Kraft allein genügt nicht. Zur Kunst der mañas - Tricks und Griffen - gehört auch, den Gegner zu beobachten und seine Schwächen auszunutzen. Die luchadas werden in Runden ausgetragen, in denen sich die Mitglieder der Mannschaften gegenseitig zu Fall bringen. Zu Beginn jeder Partie umarmen sich die Kämpfer, mit dem Pfiff des Schiedsrichters beginnt die brega, der Kampf, um den Gegner in den Sand zu legen.
Die Mannschaften messen sich in Wettkämpfen auf Gran Canaria und dem Archipel, die vom 1943 gegründeten Verband für Lucha Canaria reguliert werden.