Machen Sie die Probe: Führen Sie einen Grancanarier mit verbundenen Augen ins Fischerviertel San Cristóbal: Er weiß sofort, wo er ist. Er erkennt es am Duft der pescaditos frescos, der frischen, kleinen Fischchen, und dem hohlen Geräusch der Kiesel, die beim Wellengang aufeinanderschlagen.
Aber eigentlich ist es egal, ob der Besucher von der Insel stammt oder Reisender ist. Der kleine Ort besitzt einen Reiz, der im Gedächtnis haften bleibt. Obwohl wir schon fast verlernt haben, auf unsere Sinne zu achten. Dabei sind sie es doch, die das Aroma des Authentischen offenbaren. Wer seine fünf Sinne öffnet, wird schnell den Turm San Pedro entdecken, der sich auf dem Fels am Ufer des Meers erhebt. Er ziert die Küste, oder den Horizont... oder beides zugleich, je nach Blickwinkel.
Das Fischerviertel besteht aus einer Gruppe von Häusern, die sich mehr oder weniger ähneln und ganz nah am Ufer des Meeres stehen. Eine Avenida mit Promenade, ein Hafen, der 1980 gebaut wurde und freundliche Menschen. Das "Barrio de San Cristóbal" ist mehr als 150 Jahre alt. Man atmet Stille. Die Brise des Meeres auf der Haut. Man kann sich in einem der Restaurants niederlassen und ein gutes Abendessen servieren lassen.
Die Fischer, die noch hier leben, kennen ihre Küste gut. Wenn sie von ihrer Heimat erzählen, benutzen sie alte Bilder. Sie sind leicht zu einem Gespräch bereit. Sie erinnern dich daran, wie sie den chinchorro auswarfen, ein traditionelles Schleppnetz, das später verboten wurde. Auch von der alga del millo erzählen sie, die bei Wissenschaftlern Sargassum vulgare heißt. Sie ist eine Alge, die hier und bei Las Canteras reichlich vorkam. Sie erzählen, dass man sie aß. Und die weißen Krebs und Muscheln, die man an den Felsen fand, die heute fast kahl sind. Man gab sie in die Paella, und so würzig wie damals hat man die Paellas seither nicht mehr gegessen.
Sie erzählen dir, wie die Möwen in Wolken über den heimkehrenden Booten flogen und vom guten Fang kündeten. An der Größe der Wolke konnte man erkennen, wie erfolgreich das Boot gewesen war.
Heute ist es anders. Obwohl der Ort immer noch seinen Zauber besitzt, versichern die Fischer, dass der Küstenstreifen nicht mehr das artenreiche Eldorado für Einwohner und Meeresfauna ist, das es früher war. Mit nackten Füßen ins Meer hinabsteigen um Schüsselschnecken oder burgaos auf den Felsen zu suchen, ist eben etwas anderes als auf Hochsee zu fischen, wie heute üblich.
Aber immer noch versorgen die Fischer von San Cristóbal die besten Fischgeschäfte der Insel mit ihrem Fang. Immer noch liegen ihre einfachen, traditionellen Fischerboote in bunten Farben im Hafen und geben dem alten Viertel Leben. Die Enklave hatte schon immer strategische Bedeutung. Vor vielen Jahren als Verteidigungsbollwerk. Davon zeugt der Turm San Pedro, der 1922 als kulturhistorisches Denkmal unter Schutz gestellt wurde und allgemein als "Castillo de San Cristóbal" bekannt ist.
Später wegen der Fischerei. Und heute ist es immer noch bemerkenswert, wegen seiner Traditionen und dem einfachen Charme. Und wegen seiner Menschen.
Das Fischerviertel hat die Atmosphäre der Vergangenheit bewahrt. Seinen malerischen Reiz. Den eines Ortes an der Küste von Las Palmas, abseits der Stadt, der ganz ohne Absicht den Reisenden dazu einlädt, seine kleine, liebenswerte Welt zu erkunden. Ein Ort ohne Grenzen. Um einen Augenblick zu verweilen, zu atmen, zu beobachten, wie die Morgendämmerung heraufzieht...
Verlassen Sie Las Palmas de Gran Canaria über die GC-1 in Richtung Süden, fahren Sie an der Ausfahrt San José ab und wechseln Sie die Richtung. Biegen Sie an dem kleinen Abzweig rechts gleich hinter den Häusern des Hafenviertels San Cristóbal ab. Wenn Sie über die GC-1 in Richtung Norden nach Las Palmas de Gran Canaria fahren, biegen Sie an der gleichen Abzweigung ab (ohne vorherigen Richtungswechsel).
San Cristóbal ist auch gut mit dem Fahrrad von Las Palmas de Gran Canaria zu erreichen. Der Fahrradweg verläuft entlang der Uferstraße und bietet herrliche Ausblicke.