Eines der wichtigsten Feste und gleichzeitig Symbol der grancanarischen Identität ist ohne Zweifel die Fiesta de La Rama in Agaete. Dieses Fest wird zu Ehren der Virgen de Las Nieves gefeiert und wurde 1972 zu einem Fest mit nationalem touristischen Interesse deklariert.
Das eigentliche Fest der Virgen ist am 5. August. Die Fiesta de La Rama wird am Vortag, dem 4. August, gefeiert. Tausende von Pilgern tanzen im Rhythmus der örtlichen Musikgruppen, schwenken Zweige in der Luft und pilgern zum Heiligtum der Virgen de Las Nieves.
Die Fiesta de La Rama (das Fest der Zweige) geht nach der Meinung von vielen Forschern auf einen Ritus der Ureinwohner zurück. In Trockenzeiten holten diese Zweige aus den Wäldern von Tirma, trugen diese singend und betend zum Meer und schlugen mit ihnen auf das Wasser, um so Regen von ihren Göttern zu erbitten. Beim modernen Fest der Zweige werden diese nicht dazu benutzt, auf das Wasser zu schlagen, sondern sie werden der Jungfrau als Opfergabe dargebracht.
Das zweite große Fest der Gemeinde ist am 8. Dezember: La Fiesta de La Concepción (Fest der unbefleckten Empfängnis). Es ist das Patronatsfest der Pfarrkirche. Im Tal von Agaete wird der 29. Juni festlich begangen (Fiesta de San Pedro) und auch bei diesem Fest werden am Vortag Zweige aus dem Wald von Tamadaba geholt und in den Ortsteil San Pedro gebracht.
Auch das Karnevalsfest hat eine lange Tradition im Gemeindegebiet. Höhepunkt ist der letzte Tag des Festes mit der traditionellen Beerdigung der Sardine.
Die große Zahl von prähispanischen, archäologischen Fundstätten in dieser Gegend weist auf die Bedeutung hin, die diese Gegend schon vor der Eroberung der Insel Gran Canaria hatte. Die Eroberung der Insel fand Ende des 15. Jh. statt. Bei der endgültigen Besetzung des Nordens spielte Puerto de Las Nieves eine wichtige Rolle als Einfallstor für die Truppen der Eroberer.
Nach der Bezwingung der Eingeborenen, die im Jahre 1483 endgültig abgeschlossen war, wurde Alonso Fernández de Lugo zum Verwalter von Agaete und Gouverneur dieser Gegend benannt. Er war ein großer Verehrer der Jungfrau des Schnees (Virgen de Las Nieves) und ließ ein Abbild dieser Jungfrau nach Agaete bringen. Daher rührt auch der heutige Namen des Hafens (Puerto de Las Nieves).
Schon kurz nach der Eroberung werden Wein und Zuckerrohr angebaut. Der rasche wirtschaftliche Aufschwung bewirkt eine schnelle Besiedlung der Gegend und bringt fruchtbare wirtschaftliche Beziehungen zu den europäischen Märkten mit sich. Ab dem 16. Jh. wird der Hafen von Agaete zu einem bedeutenden Zwischenhafen für Schiffe, die Nordeuropa zum Ziel haben.
Nach diesen Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs kommen Krisenzeiten, vor allem bedingt durch die Probleme der Zuckerindustrie. Die Krise dauert fast zwei Jahrhunderte, das heißt, bis ins 19. Jh. In diesem Jahrhundert erholt sich die Wirtschaft der Gegend, vor allem durch den Anbau von Tomaten und die Zucht von Schildläusen. Der Bau der Hafenmole in diesem Jahrhundert erleichtert den Handel mit den anderen Inseln.
Das Gemeindegebiet von Agaete liegt im Nordosten der Insel Gran Canaria. Es bedeckt eine Fläche von insgesamt 45,50 Km2. Der Ortskern von Agaete liegt 43 Meter über dem Meeresspiegel.
Trotz der geringen Ausdehnung ist das Relief des Gemeindegebietes äußerst zerklüftet. Eingebettet zwischen Bergen findet man drei Tiefebenen: El Risco, Guayedra und Agaete. Die höchste Erhebung liegt auf 1.180 m im Gebirgswald Pinar de Tamadaba.
Auf Grund der geographischen Lage und der nordwestlichen Ausrichtung ist das Gemeindegebiet von Agaete nicht direkt den Passatwinden ausgesetzt. Deshalb sind die jährlichen Niederschläge sehr gering und die Zahl der jährlichen Sonnenstunden liegt bei ca. 2.400. Aus diesen Gründen ist das Klima sehr mild und angenehm. Dies ist einer der Gründe, warum dieses Gemeindegebiet eines der meistbesuchten ist und im Vergleich zu anderen Gemeindegebieten des Nordens der Insel ein beträchtliches Touristenaufkommen hat.
Bis weit ins 19 Jh. gründete sich die Wirtschaft von Agaete auf landwirtschaftliche Produkte und deren Export. Zurzeit basiert die Wirtschaft vor allem auf Aktivitäten im Dienstleistungssektor und hier ist hauptsächlich das Hotel- und Gaststättengewerbe zu erwähnen. Diese Veränderungen in den letzten Jahren sind vor allem auf den ständigen Anstieg des Tourismus auf der Insel Gran Canaria zurückzuführen. Trotz des Wassermangels spielen Landwirtschaft und Viehzucht immer noch eine wichtige Rolle in der Wirtschaft des Gemeindegebietes.
Tropische Früchte, Kaffee und Orangen sind die wichtigsten Produkte der Landwirtschaft. Die Viehzucht (Ziegen) wird vor allem mit dem Ziel der Herstellung von Ziegenkäse nach traditionellen Rezepten betrieben.