Die Kultur der frühesten Einwohner des Kanarischen Archipels ist von einer geheimnisvollen Aura umgeben. Wie über viele andere alte Kulturen wird auch von ihr in alten Chroniken berichtet. Doch viele Fragen über die Gesellschaft, die vor der Eroberung durch die kastilische Krone auf diesen Inseln lebte, bleiben offen.
Damals, als die ersten spanischen Kundschafter landeten, lag Gran Canaria – der gesamte Kanarische Archipel – am Ende der bekannten Welt. Am Rande eines Ozeans, von dem man nicht wusste, ob er nicht doch irgendwo aufhörte. Und eigentlich war der Archipel ein erstes Experiment, ein Vorläufer der Expeditionen des Christoph Kolumbus. Der erste Zug im gewaltsamen Expansionsstreben der europäischen Monarchien, die ihre Macht über Europa hinaus ausdehnen wollten.
Doch die Urkanarier, die aboriginen Einwohner von Gran Canaria, lebten fern von solchen Ideen. Sie waren eine Gesellschaft von Bauern, verehrten den Gott Acorán und lebten in Gemeinschaften, die von einer Aristokratie unter Führung des Königs, des Guanarteme, regiert wurde. Neben der Landwirtschaft besaßen sie auch Vieh und betrieben Fischfang. Doch vor allem waren sie ein Bauernvolk. Ihr Grundnahrungsmittel war Gerste, die sie zu geröstetem, zerstoßenem gofio verarbeiteten, der von Bohnen und Weizen begleitet wurde.
Der riesige Kornspeicher Cenobio de Valerón kann auch heute noch auf Gran Canaria besichtigt werden. Die Höhlen, die sprichwörtlich über einer tiefen Schlucht hängen, dienten zur Lagerung von Getreide. In einer Zeit, als Piratenüberfälle häufig waren, lagerten die Inselbewohner ihre Ernte an unzugänglichen Orten wie dem Cenobio. Die Urbevölkerung von Gran Canaria lebte vorwiegend in großen Dörfern mit halb städtischen Strukturen. Ein interessantes Beispiel kann im Archäologiepark der Cueva Pintada in Gáldar besichtigt werden. Auch Höhlen und runde Behausungen gab es, die in den Boden gegraben wurden, Steinwände hatten und ein Holzdach trugen. Die Gesellschaft war hierarchisch aufgebaut. Wirtschaft, Land und Vieh wurden vom Adel kontrolliert. Die Regierung übte der König, der Guanarteme aus. Der religiöse Führer war der Faycán, der für die kultischen Rituale verantwortlich war. Auch die Harimaguadas, adelige Frauen, besaßen eine wichtige Rolle in den religiösen Kulten. Sie wurden schon von Kindesbeinen an für dieses Amt erzogen und teilten die Aufgaben des Faycán.
Die Altkanarier waren geschickte Handwerker. Viele ihrer alten Techniken sind auch heute noch im grankanarischen Kunsthandwerk lebendig. Hausgerät und religiöse Ikonen wie das Ídolo de Tara (Idol von Tara) wurden aus Ton hergestellt. Man fertigte Korb-, Stein- und Holzarbeiten an, machte Messer, spann Wolle und bemalte die Wände der Höhlen und die pintaderas, eine Art von Tonstempeln, mit geometrischen Figuren. In der Cueva Pintada von Gáldar ist ein beeindruckendes Zeugnis der aboriginen Höhlenmalerei erhalten geblieben. Und die lange Liste ihrer Geschicklichkeiten stellt auch heute noch die Grundlage unseres Kunsthandwerks dar. Die aborigine Kunst mit ihren typischen geometrischen Verzierungen aus rechteckigen, runden und dreieckigen Formen in Rot-, Ocker- und Weißtönen kann in zahlreichen Beispielen bewundert werden. Überall auf der Insel werden Sie auf die Siegel und Spuren der Altkanarier stoßen und die geheimnisumwitterten Legenden. Es war eine Gemeinschaft, die in einer abgeschiedenen Welt lebte, auf einem kleinen Kontinent, umgeben von einer üppigen Natur.
Aber es gibt Brücken, die uns mit ihnen verbinden. Wie das Kunsthandwerk und unsere einheimischen Sportarten, die sich aus den Spielen jener Zeit entwickelten. Die bemalte Keramik, die heute sogar die Gehwege unserer Ortschaften ziert... Weil wir mit den Menschen verbunden bleiben wollen, die vor uns durch diese Berge und Schluchten wanderten, die unsere Heimat sind. Mit dem geheimnisvollen Volk, dessen Antworten wir nie erfahren werden. Reise in die Vergangenheit auf der Website des Museo Canario: elmuseocanario.com